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Ein neues Jahr bringt für viele Menschen einen magischen Wechsel und Aufbruchstimmung mit sich. Auch in den Trends im Januar beschäftigen sich Creator mit dem, was sie hintersich lassen wollen, zum Beispiel Vorurteile.

Ins and Outs in 2024

Worum geht’s: Zum Jahreswechsel taucht ein inspirierender Trend auf TikTok auf, bei dem Creator:innen ihre Ins und Outs, die sie ins neue Jahr mitnehmen oder hinter sich lassen wollen, präsentieren. Dieser Trend, der mit einem aussagekräftigen Textoverlay und einem frei wählbaren Sound begleitet wird, ermöglicht einen persönlichen und motivierenden Einblick in die Ziele und Hoffnungen für 2024. Hier können sich die User kreativ und vielfältig ausleben.

Warum das trended: Dieser Trend erfasst die universelle Stimmung des Neuanfangs, die mit jedem Jahreswechsel einhergeht. Er bietet eine Plattform für Selbstreflexion und motiviert gleichzeitig die Zuschauer:innen, eigene Ziele zu setzen. Die Kombination aus persönlichen Botschaften und der Freiheit in der Soundwahl macht jeden Beitrag einzigartig und fördert die individuelle Ausdrucksweise auf TikTok.

@kurtisconner

here are my ins and outs for 2024

♬ original sound - kurtis conner

Viele der Videos sind thematisch an Selbstakzeptanz und Emanzipation orientiert und versuchen, Verhaltensweisen, mit denen man sich selbst klein macht oder zurücknimmt, in die Vergangenheit zu bannen. Es geht weniger um Leistung oder den Versuch, sich zu optimieren, sondern um die Aufgabe, sich selbst anzunehmen und persönliche Grenzen zu setzen – auch wenn das bedeutet, dass man mal nicht mit dem Strom schwimmt. Im oben verlinkten Beispiel wird aber auch klar, dass es nicht nur um einen selbst gehen soll, sondern auch um Aspekte des zwischenmenschlichen Miteinanders – ganz nach dem Motto “lasst uns den Mut aufbringen, Fremden Komplimente zu machen“ oder den Versuch, Pünktlichkeit (und damit den Respekt vor der Zeit des Gegenübers) wieder in zu machen. Oft geht es auch um persönliche Vorlieben oder Neuentdeckungen, die bisher nicht im Mainstream waren und in den Augen ihrer Creator nicht genügend Anerkennung bekommen. Hinzu kommen Aspekte wie “weniger ist mehr“, „slow living“ und Selfcare.

Out sind in diesem Jahr unter anderem Impulskäufe und Over-consumption, toxische Beziehungen und red flags🚩, pick-me girls, exzessives Scrollen, FOMO (engl.: fear of missing out) oder keinen Sonnenschutz zu benutzen.

Selbstverständlich wird dieser Trend aber auch persifliert und ironisch gebrochen – so setzt sich ein TikTok-Creator beispielsweise scherzhaft dafür ein, Hunden im Jahr 2024 endlich beizubringen, auf zwei Beinen zu laufen und findet Filme, die länger als 20 Minuten dauern, out.

Tendenziell nehmen den Trend hauptsächlich weibliche Creator auf.

Ich bin (…) – natürlich (…)

Worum geht’s:

,Ich bin eine Frau – natürlich erzählen mir Männer im Internet, ich sei nicht lustig.’
Oder
,Ich studiere Maschinenbau – natürlich denken Leute, ich trage nur Flanell.’

Mit dieser schlichten Strategie räumen Creator mit Vorurteilen auf, indem sie diese ohne viel Drumherum ins Lächerliche ziehen. Jedes Video enthält mehrere solcher Sätze und stellt sie nebeneinander. Unkommentiert, aber mit einer ordentlichen Ladung Sarkasmus ausgestattet, erlaubt dieser Satzbau es den Zuschauenden, die Absurdität der Klischees selbst zu erkennen, mit denen es viele Creator zu tun haben.

Ein markantes Beispiel hierfür ist das Video von @amandacemilia2, das durch seine einfachen, aber aussagekräftigen Textbotschaften die Zuschauenden dazu einlädt, darüber nachzudenken, ob sie mit diesen Vorurteilen auch schon einmal konfrontiert wurden.

Warum das trended: Kennzeichnend für die digitale Ära ist die Unmittelbarkeit digitaler Interaktion. Die Tatsache, dass zwischen dem Moment, in dem man einen Gedanken fasst, und dem Moment, in dem man ihn öffentlich ins Internet stellt, kaum 2 Sekunden vergehen müssen, führt zu Kommentarspalten, die vor diskriminierenden oder ignoranten Äußerungen oft nur so strotzen.

Viele Creator machen die Erfahrung, bestimmte Kommentare über ihre eigene Person immer wieder aufs Neue unter ihre Beiträge gepostet zu bekommen. Auf diese Weise werden Klischees, die immer wieder auftauchen, schnell deutlich.

Der Trend, eben jene Talking Points aufzugreifen und nebeneinander zu stellen, erlaubt es Creatorn nicht nur, mit uninformierten, ignoranten oder diskriminierenden Klischees einen humoristischen Umgang zu finden. Sondern er sorgt auch für Identifikationsfläche bei der Follower*innenschaft, die sich zu den dargestellten Kommentaren ebenfalls wiedererkennen und positionieren kann.

Something that I want

Something that I tell myself I need 🎶(…)

Worum geht’s: Creator stellen eine Szene nach, in der sie mit einer imaginären Waffe wedeln, als würden sie gerade eine Bank überfallen, um beim nächsten Satz in einen lockeren Tanz zu wechseln – als sei die anfängliche Aggression nur ein Scherz gewesen.

Was hat es mit diesem verwirrenden Trend auf sich? Das fragen sich auch viele andere.

Der Song ,Something that I want’ stammt von Grace Potter und ist auch Schlusssong des erfolgreichen Animationsfilms ,Tangled’. Nach etwas Recherche stellt sich außerdem heraus, dass die Szene mit der Waffe eine Parodie (oder Hommage?) an die US-amerikanische Schauspielerin Melissa McCarthy im Film „Tammy“ ist. In diesem Film gibt es eine Szene, in der ihr Charakter Tammy mehr oder weniger erfolgreich versucht, ein Fastfood-Restaurant auszurauben und dabei mit einer Papiertüte über dem Kopf auftaucht. Sie hat nicht wirklich eine Waffe, sondern täuscht diese mit einer zweiten Papiertüte über der rechten Hand kurzerhand vor.

Warum das trended: Creator greifen die Szene auf unterschiedliche Weisen und in verschiedenen Szenarien auf – häufig wird der Trend von jungen Frauen rezipiert, die die unfreiwillig komische Waffen-Szene als Ausdruck einer versteckten Aggression zu nutzen scheinen, bevor sie diese lachend abschütteln und in den Tanz übergehen, als wollten sie sagen: “Seht ihr? Ich hab’ nur Spaß gemacht” – natürlich mit dem Subtext, dass es vielleicht doch ein kleines bisschen ernst gemeint war. Kann der Tanz verstanden werden als eine Auseinandersetzung mit der Marginalisierung weiblichen Zorns? Interpretationen sind zahlreich.

Ebenso bietet sich die Dramaturgie des kurzen Trends an, auf jede andere Dualität im Alltagsleben einzugehen, wie zum Beispiel humorvoll rezipierte Beziehungskonflike. „Something that I want“ ist ein wunderbares Beispiel für die Vielzahl inhaltlicher Ebenen, die beim ersten Blick auf ein paar simple Tanzmoves und etwas Pantomime nicht zu erkennen sind.