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Creator müssen sich seit Ende Januar auf eine extrem reduzierte Musikauswahl auf TikTok beschränken, denn seit dem 31.01.2024 gilt der Lizenzvertrag zwischen der Universal Music Group und TikTok nicht mehr. Auch nach monatelangen Verhandlungen ist es bisher nicht gelungen, einen Kompromiss zu finden.

UMG argumentierte am 30. Januar in einem offenen Brief mit einer zu niedrigen Vergütung für Kreative, welche im Vergleich zu anderen Social Media Plattformen wie Facebook oder Instagram nur einen Bruchteil betrage. Des Weiteren kritisierte das Label den mangelhaften Umgang mit problematischen Inhalten, wie Hassrede und Hetze, politischer Propaganda, Fakenews oder pornographischer Deepfakes. Vor allem der Umgang mit KI-generierten Inhalten und Musik auf TikTok war ein Streitpunkt, denn Universal sieht hier die Arbeit von Künstlerinnen und Künstlern gefährdet, deren Inhalte ohne deren Zustimmung und angemessene Vergütung zur Generierung neuer Musik verwendet werden. Zudem treibe die Plattform damit das Ersetzen von Artists durch KI voran:

Was KI angeht, so lässt TikTok zu, dass die Plattform mit KI-generierten Aufnahmen überschwemmt wird, und entwickelt Tools, um die KI-Musikproduktion auf der Plattform selbst zu ermöglichen, zu fördern und zu ermutigen – und fordert dann ein vertragliches Recht, das es diesen Inhalten erlauben würde, den Tantiemenpool für menschliche Künstler massiv zu verwässern, was nichts anderes bedeutet, als die Ersetzung der Künstler durch KI zu fördern.

TikTok widerspricht: es sei ‘traurig und enttäuschend, dass die UMG ihre eigene Gier über die Interessen ihrer Artists stellt’ und argumentiert, dass es bei allen anderen Labels und Publishern schließlich auch zu einer Einigung gekommen sei. Wie viel Verhandlungsspielraum kleinere Labels im Vergleich zum Riesen TikTok hatten, sei mal dahingestellt. Den offenen Brief, in dem UMG seine Entscheidung begründet, nennt TikTok falsches Narrativ und Rhetorik – freilich ohne auf die von Universal gemachten Argumente auch nur ansatzweise einzugehen.

Leidtragende sind die Künstlerinnen und Künstler

Aus diesem Grund nahm UMG die Musik sämtlicher unter Vertrag stehender Artists kurzerhand von der Plattform. Für diese ist die Entscheidung eine Katastrophe, fällt so doch der wichtigste Kanal, die eigene Musik bekannter zu machen und seine Einnahmechancen zu erhöhen, weg.

Dass Universal sich freilich nicht nur aus reiner Nächstenliebe für die Artists mit dem Social Media-Giganten anlegt, sondern seine Entscheidungen mit Gewinnabsicht trifft, ist klar. Bei jeder Forderung nach mehr Geld steht finanzielles Interesse im Vordergrund, und wie viel von dem eingeforderten Geld am Ende wirklich bei den Artists ankommt, ist zweifelhaft. Wie TikTok es jedoch schafft, berechtigte Kritik an der im Vergleich zu anderen Plattformen extrem geringen Vergütung als Gier abzutun, erscheint nicht nur zynisch, sondern auch unlogisch. Man könnte der Plattform in seiner Weigerung, seine Vergütungsmodelle denen des restlichen Marktes anzupassen, schlicht das Gleiche vorwerfen.

Natürlich werden durch den TikTok-Algorithmus Hits erschaffen, die sich in ihrer Viralität mit keiner anderen Social Media Plattform vergleichen lassen. Das macht TikTok für weniger bekannte Künstlerinnen und Künstler wahnsinnig attraktiv, denn auch ohne viele Follower hat man eine Chance darauf, bei der eigenen Zielgruppe viral zu gehen und seine Musik bekannter zu machen.

Kritik zum Einsatz generativer KI perlt an TikTok ab

Umgekehrt basiert das gesamte Geschäftsmodell der App auf der kreativen Arbeit von Musikerinnen und Musikern. In Anbetracht des Arguments Universals, in welchem der Umgang mit generativer KI kritisiert wird, scheint es TikTok aber wohl auch gar nicht so wichtig zu sein, Artists angemessen zu vergüten. Schließlich gibt es bald genügend KI-generierte Musikstücke, mit denen die Inhalte bespielt werden können, ohne dass man sich dafür mit Unbequemlichkeiten rumschlagen muss – wie etwa der, Menschen für ihre Arbeit zu bezahlen.

Letztendlich sind es also vor allem wieder die kleinen Musikerinnen und Musiker, die bei dem Konflikt der beiden Konzerne zwischen die Fronten geraten. Es bleibt zu hoffen, dass eine Einigung nicht mehr lange auf sich warten lässt, damit die Musik nicht mehr als Geisel herhalten muss.

 

–Viktoria Steiber

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